Engagement: im Dialog mit renommierten Autoherstellern von Elektroautos

Verbrennungsmotoren werden seltener, während Elektrofahrzeuge gekommen sind, um zu bleiben. Die Mehrzahl der marktführenden Automobilhersteller ist weiterhin von diesem Trend überzeugt und reduziert die Produktion konventioneller Verbrennungsmotoren signifikant.

Für die Raiffeisen KAG ist der Dialog mit renommierten Autoherstellern Teil der Engagement-Aktivitäten des Fondsmanagements. Im Zuge dessen wurden Gespräche mit rund 30 Konzernen geführt und sie unter anderem mit folgenden Fragen konfrontiert:

Wie stellen Sie sicher, dass die Materialien für Ihre Batterien nachhaltig und ethisch einwandfrei beschafft werden, speziell bei Nickel und Kobalt? Produzieren Sie die Batterien selbst oder kaufen Sie sie ein?

Mercedes-Benz

Bedrückende Bilder kommen einem in den Sinn, wenn man an die Produktionsstätten von Kobalt, Nickel und anderen Rohstoffen denkt. Doch wie gehen Automobilhersteller mit diesen Materialien in ihren Batterien um, und wie wird eine menschenwürdige sowie ökologische Förderung sichergestellt?

Begriffe wie Human Rights Guidelines, Due Diligence und Supply Chain Policy tauchen im Dialog mit verschiedenen Autoherstellern häufig auf. Diese beinahe inflationär verwendeten Begriffe haben jedoch wesentliche Auswirkungen auf die Beschaffung und in weiterer Folge auf Menschen und Umwelt. Mercedes-Benz verpflichtet durch seine Responsible Sourcing Standards Lieferanten und Sublieferanten, Menschenrechte, Umweltschutz, Sicherheit, Geschäftsethik und Compliance zu überwachen. Bei Batteriezellenlieferanten legt Mercedes-Benz fest, dass die kritischen Risikorohstoffe Kobalt, Lithium, Graphit, Nickel, Kupfer und Mangan ausschließlich aus Minen bezogen werden, die von der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA) auditiert wurden.

Wie werden Sie sich auf dem wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge gegen die Konkurrenz, insbesondere aus Asien, behaupten?

Renault

Der Preisdruck aus Asien, der auf den ersten Blick wie der potenzielle Untergang der europäischen E-Mobilität aussieht, ist für diese Konzerne keine neue Situation. Zuerst kamen japanische Autos, dann koreanische, und nun kommen Produzenten aus China.

Laut Renault hat dieser Wettbewerb in der Vergangenheit Folgendes bewirkt: Die europäischen Hersteller werden wach und fit gehalten, die Innovationskraft wird gestärkt und letztendlich profitieren die Konsument:innen. Nichtsdestotrotz müssen die Europäer ihre Hausaufgaben machen, und das bedeutet, im Niedrigpreissegment Elektroautos auf den Markt zu bringen. Renault wird Anfang 2026 ein vollelektrisches Twingo-Modell für weniger als 20.000 EUR anbieten. Auf die Rückfrage der Raiffeisen KAG, wie dieses ambitionierte Ziel erreicht werden soll, antwortete Renault, dass die Reduktion der Anzahl der Komponenten des Autos der Schlüssel zur Kostensenkung ist. So soll das neue Twingo-Modell lediglich aus 700 Einzelteilen bestehen; aktuelle Verbrennermodelle bei Renault benötigen mehr als doppelt so viele. Im Hinblick auf internationale Autohersteller, die den europäischen Markt erobern wollen, verwies Renault auf das bestehende Netz an Autohändler:innen und Mechaniker:innen. Auch asiatische Autos benötigen eine Verkaufsstrategie, doch Renault setzt stark auf das Vertriebsnetzwerk und die Kund:innenpflege. Um in Europa erfolgreich Autos zu verkaufen, reicht ein Showroom in der Innenstadt nicht aus.

Automobilproduktion ist im Großen und Ganzen ein Skalengeschäft: Wer mehr Autos produziert, kann die Stückkosten senken und hat das wirtschaftliche Steuer fester in der Hand. Aus diesem ökonomischen Prinzip heraus haben im Dezember 2024 die japanischen Produzenten Nissan, Honda und Mitsubishi einen Zusammenschluss angekündigt, um aus drei kleineren Herstellern einen Weltkonzern zu formen. Von diesem Merger kann auch Renault profitieren, da das Unternehmen Hauptaktionär von Nissan ist.

Welche Pläne haben Sie, um die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu verbessern? Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht durch den Gesetzgeber gesetzt werden?

Porsche

Die Elektrifizierung des Individualverkehrs geht Hand in Hand mit dem Ausbau von E-Tankstellen. Eines der größten Argumente gegen den Kauf eines Elektroautos ist die noch nicht vollständig ausgebaute Ladeinfrastruktur. Dieses Problem haben die Autobauer erkannt und eröffnen vermehrt eigene Ladelösungen.

Porsche drückt aufs Gaspedal, wenn es um die Etablierung von Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsrouten geht. Zu Jahresbeginn hat Porsche gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner Ionity 1.000 Ladestationen in Europa in Betrieb genommen. Porsche sieht dennoch weiteres Entwicklungspotenzial bei einem dichteren Ladenetz, einem schnelleren Ausbau und erhöhten Ladeleistungen. Der Haupteigentümer von Porsche, die Volkswagen AG, erwartet vom Gesetzgeber schnellere Baugenehmigungen für Ladestationen.

Wie sehen Sie die Entwicklung der E-Mobilität in Märkten, in denen noch keine oder nur sehr wenig Ladeinfrastruktur existiert?

Renault

In den entwickelten Märkten wird die Ladeinfrastruktur eifrig weiter verbessert, doch für den Autoverkauf stellt sich die Frage, ob Elektrofahrzeuge in Regionen wie Nordafrika oder Südamerika eine Zukunft haben. Renault sieht für diese Märkte das Hybridauto als bessere Lösung. Denn die größtenteils unzureichende Ladeinfrastruktur macht die Marktdurchdringung für Elektroautos derzeit noch unmöglich. Außerdem muss laut Renault die tatsächliche CO2-Emission betrachtet werden. Wenn Elektroautos mit Kohlestrom geladen werden, verschiebt man das Emissionsproblem lediglich.

Hat sich Ihre Sicht auf die E-Mobilität in den letzten Jahren geändert, wird Ihre zukünftige Produktpalette ausschließlich aus E-Autos bestehen oder sehen Sie noch eine Zukunft für Verbrennungsmotoren? Wie sehen Sie den politischen Einfluss auf dieses Thema?

Volkswagen, Ferrari

Die E-Mobilität wird aktuell heiß diskutiert, und die Zukunft dieser Technologie wird oft infrage gestellt. Entscheidend ist jedoch, welche Autos produziert werden. Die Raiffeisen KAG hat Autobauer konkret nach dem Antrieb der Zukunft gefragt.

Für Volkswagen ist die Antwort klar: VWs, Seats, Audis und Co werden zukünftig ausschließlich elektrisch fahren. Daran ändern weder die öffentliche Diskussion noch das aktuelle Marktumfeld etwas. Allerdings werden Hybride und Range Extender (verbrennungsmotorbetriebene Generatoren für Elektroautos) länger nachgefragt, als ursprünglich gedacht. So hat der Wolfsburger Autoproduzent neue SUV- und Pickup-Modelle mit Range Extendern präsentiert, die besonders amerikanische Konsument:innen ansprechen sollen.

Anders sieht das naturgemäß der Luxusfahrzeugehersteller Ferrari. Der Übergang zu Elektroautos müsse gemeinsam mit den Konsument:innen erfolgen; die Autoindustrie müsse auf die Kund:innen hören und ihnen die Zeit geben, die neue Technologie anzunehmen. Im Hinblick auf die eigenen Luxusautos verweist Ferrari auf die Alternativlosigkeit des einzigartigen Fahrgefühls, das aus der Sicht von Maranello nur mit Verbrennungsmotoren erreicht werden kann.

Durch das Engagement als Baustein eines aktiven Managements können Investoren wichtige Themen der Nachhaltigkeit bei Unternehmen platzieren. Anleger in Fonds nehmen durch ihr Investment an diesem Prozess teil. Aber auch Unternehmen, in die nicht investiert worden ist, können durch Engagements zu einem nachhaltigeren Umgang mit Umwelt und Menschen angehalten werden.

Mehr: Engagement-Aktivitäten von Raiffeisen Capital Management

Mathias Zwiefelhofer, Raiffeisen KAG

Autor

Mathias Zwiefelhofer, Corporate Responsibility bei Raiffeisen Kapitalanlage GmbH

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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