Elektroautos überzeugen mit Vorteilen

Das rapide Wachstum der Fahrzeugflotte – von etwa 300 Millionen Fahrzeugen im Jahr 1980 auf mehr als 1,3 Milliarden im Jahr 2024, und damit immer mehr gefahrenen Personenkilometern – verschärft die Problematik. Ohne eine gezielte Dekarbonisierung des Verkehrssektors droht eine weitere Verschärfung der CO₂-Belastung.

Eine umfassende Strategie zur CO₂-Reduktion ist zwingend notwendig, und das Elektroauto bietet hier klare Vorteile. Mit einem Wirkungsgrad von rund 70 Prozent übertrifft es andere Antriebstechnologien deutlich:

  • Wasserstoffantriebe kommen lediglich auf etwa 20 Prozent,

  • synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) auf ca. 13 Prozent

  • und konventionelle Verbrennungsmotoren erreichen Werte zwischen 15 und maximal 30 Prozent.

Diese technische Überlegenheit macht das Elektroauto bei einer Gesamtbetrachtung zur besten Wahl für die Dekarbonisierung im Straßenverkehr.

Andere Antriebslösungen, die auf Wasserstoff und E-Fuels setzen, sind hingegen in anderen Sektoren, wie der Schwerlastindustrie und der Luftfahrt, sinnvoller einsetzbar. Diese sektorübergreifende Optimierung ist entscheidend, um die globale CO₂-Bilanz nachhaltig zu verbessern. Elektromobilität bietet somit nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile.

Absatztrend nach oben setzt sich fort

Trotz negativer Schlagzeilen über rückläufige Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen setzt sich der globale Absatztrend nach oben fort.

  • Im Jahr 2024 wurden rund 17 Millionen New Energy Vehicles (Plug-in-Hybride und Elektroautos) verkauft, was etwa 20 % des weltweiten Fahrzeugabsatzes ausmachte.

  • Allerdings sind erst weniger als 5 % der globalen Fahrzeugflotte elektrifiziert.

Das hohe Durchschnittsalter von Fahrzeugen, etwa 13 Jahre in Europa, verdeutlicht die Herausforderung der Dekarbonisierung des Verkehrs:

Der Austausch der gesamten Fahrzeugflotte durch Elektroautos wird mehrere Jahrzehnte dauern, selbst bei anhaltendem Absatzwachstum.

CO₂-Bilanz bei Elektroautos: die Fakten zur Lebenszyklusanalyse

Kritiker:innen führen häufig die CO₂-intensive Produktion von Elektrofahrzeugen als Argument gegen deren Umweltvorteile an. Tatsächlich starten Elektroautos mit einem sogenannten "CO₂-Rucksack", der durch die energieintensive Herstellung der Batterien entsteht.

Entscheidend ist jedoch, dass etwa 80 Prozent der Lebenszyklusemissionen eines konventionellen Fahrzeugs während des Betriebs anfallen – ein Bereich, in dem das Elektroauto durch seinen Antrieb punktet.

Der sogenannte Break-even-Point, ab dem ein Elektroauto im Vergleich zu einem Verbrenner eine bessere CO₂-Bilanz aufweist, hängt stark vom Strommix ab. Im Jahr 2023 beträgt er

  • in Deutschland etwa 58.000 Kilometer,

  • in den USA 41.000 Kilometer und

  • in China, aufgrund des hohen Anteils an Kohlestrom, 118.000 Kilometer.

Mit dem geplanten Ausbau erneuerbarer Energien sollten diese Werte jedoch deutlich sinken. Bis 2030 wird in Deutschland ein Break-even-Punkt von lediglich 23.000 Kilometern erwartet, in den USA 21.000 Kilometern und in China 53.000 Kilometern.

Aus energiepolitischer Sicht wäre selbst ein vollständiger Umstieg der gesamten Fahrzeugflotte in Österreich und Deutschland auf Elektroautos bewältigbar.

15 % mehr Strom für vollständige Elektrifizierung

Eigene Berechnungen zeigen, dass der Stromverbrauch in Österreich und Deutschland durch eine vollständige Elektrifizierung der gesamten Fahrzeugflotte um etwa 15 % steigen würde. Diese Zuwächse unterstreichen, dass die Stromversorgung in beiden Ländern den zusätzlichen Bedarf durch Elektromobilität decken könnte, sofern man den Plan zum Ausbau erneuerbarer Energien einhält.

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Globale Strategien der Elektrifizierung

Die Elektrifizierung des Verkehrs wird weltweit mit unterschiedlichen Ansätzen vorangetrieben – von dogmatisch bis pragmatisch und protektionistisch.

Europa

Europa verfolgt einen stark regulierten, dogmatischen Kurs, der auf eine schnelle Elektrifizierung der Fahrzeugflotte abzielt. Regulatorische Maßnahmen wie die Flottenziele spielen hierbei eine zentrale Rolle.

Diese Vorschriften zwingen Fahrzeughersteller, bestimmte CO₂-Grenzwerte für ihre gesamte Fahrzeugflotte einzuhalten, wobei die Anforderungen jährlich verschärft werden. Bei Nichteinhaltung drohen den Herstellern empfindliche Strafzahlungen, die in die Hunderte Millionen Euro gehen können. Diese regulatorische Strenge soll den Markt für Elektrofahrzeuge weiter beleben und die Dekarbonisierung des Verkehrs beschleunigen. In der Praxis zeigt sich jedoch eine andere Dynamik. Auf politischer Ebene intervenieren europäische Automobilhersteller intensiv, um die Einhaltung dieser Flottenziele zu lockern. Es wird diskutiert, ob Strafzahlungen im Falle von Zielverfehlungen erlassen oder die Grenzwerte der Flottenziele insgesamt abgeschwächt werden sollten.

Sollte es zu einer Aufweichung dieser Vorgaben kommen, könnte dies die Entwicklung der Elektromobilität in Europa mittelfristig verzögern. Derzeit liegt der Marktanteil von elektrifizierten Fahrzeugen in Europa bei ca. 22 % der Neuzulassungen.

China

China ist absoluter Spitzenreiter in der Elektrifizierung und bereits 50 % aller Neuzulassungen sind elektrifizierte Fahrzeuge. Das Land verfolgt einen pragmatischen Ansatz und setzt sowohl auf batterieelektrische Fahrzeuge als auch auf Hybridantriebe.

Besonders in ländlichen Regionen, wo die Ladeinfrastruktur noch nicht voll ausgebaut ist, bieten Hybridfahrzeuge eine praktikable Zwischenlösung. Im Vergleich zu konventionellen Verbrennungsmotoren lassen sich mit Hybriden etwa 20 % der CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus einsparen. Zudem fördert China den Markt durch den gezielten Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Verfügbarkeit kostengünstiger Einstiegsmodelle, die den Markteintritt für Konsument:innen erleichtern.

USA

In den USA hingegen dominiert ein protektionistischer und opportunistischer Ansatz. Mit der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump wird erwartet, dass das Absatzwachstum von Elektroautos gebremst wird, um die heimische Erdölindustrie zu schützen. Der Elektrifizierungsanteil bei Neuzulassungen liegt derzeit gerade einmal bei etwa 10 % und somit weit hinter China und Europa.

Erfolgsmodelle der Elektromobilität

Dass Elektromobilität funktionieren kann, zeigen eindrucksvoll die Erfolgsmodelle China und Norwegen. Der Erfolg Chinas ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass das Land die entscheidenden Rahmenbedingungen geschaffen hat, wie beispielsweise eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, die für den täglichen Gebrauch der Elektromobilität essenziell ist. Zudem erleichtern in China kostengünstige Einstiegsmodelle den Markteintritt für Konsument:innen erheblich, wodurch die Akzeptanz und Verbreitung von Elektrofahrzeugen gefördert wird.

China ist zweifellos das Lehrbeispiel dafür, dass Elektromobilität nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt werden kann. Es dient als Blaupause und stärkt unsere Überzeugung, dass sich die Elektromobilität langfristig auch in Europa und den USA durchsetzen wird, wenn auch mit einer gewissen Zeitverzögerung.

Mehr unter E-Mobilität: Erfolgsmodell China - ein Vergleich

Markus Kronreif, Raiffeisen KAG

Autor

Markus Kronreif, Professional Fund Manager bei der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH

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