Trump, Zölle und US-Dollar: Auswirkungen auf Schwellenländer

Nachdem US-Präsident Trump die für Februarin Aussicht gestellten Zölle für Mexiko und Kanada zunächst um einen Monat aufschob, traten sie Anfang März nun doch in Kraft. Zugleich erhöhte er die Einfuhrzölle für viele chinesische Produkte von 10 % auf 20 %. Die chinesischen Börsen, vor allem die Technologiewerte, zeigten sich davon bislang wenig beeindruckt. Diese legten deutlich zu, während Festlandsaktien mit Binnenmarktfokus kaum von der Stelle kamen.

Die Technologiewerte wurden einerseits von den überraschend starken und schnellen Fortschritten Chinas im Bereich „künstliche Intelligenz“ (Stichwort „DeepSeek“) und von einem öffentlichkeitswirksamen Schulterschluss zwischen Staatschef Xi Jinping und den großen chinesischen Technologieunternehmen andererseits angetrieben. Investor:innen erwarten oder hoffen nun, dass es damit erst einmal keine weiteren starken regulatorischen Eingriffe mehr geben wird und dass der chinesische Staat die eigenen Technologieunternehmen im Kampf mit den USA unterstützen könnte. In den letzten Jahren hatten Chinas Technologieaktien trotz guter Geschäftsentwicklung stark unter Sorgen vor etwaigen neuen negativen Maßnahmen der Behörden gelitten.

Auf denchinesischen Binnenmarkt konzentrierte Aktien konnten mit den Kursgewinnen der Hongkonger Börse nicht mithalten. Sie werden weiterhin von den anhaltenden Unwägbarkeiten bezüglich Immobilienmarkt und Binnenkonjunktur belastet.

China schlägt zurück und warnt die USA

Chinas Reaktion auf die Zollerhöhungen ließ nicht lange auf sich warten. Bemerkenswerter als die zu erwartenden prompten Vergeltungsmaßnahmen war jedoch das ungewöhnlich stark formulierte Statement aus Peking: „Wenn die USA einen Krieg wollen, sei es einen Zollkrieg, einen Handelskrieg oder eine andere Art von Krieg, sind wir bereit, bis zum Ende zu kämpfen.“

Chinas Führung scheint diesmal deutlich besser auf die US-Regierung unter Trump vorbereitet zu sein als vor acht Jahren – und dasselbe ist bei den allermeisten chinesischen Unternehmen zu beobachten. Das dürfte auch zur bislang gelassenen Reaktion an Chinas Börsen beigetragen haben, ebenso wie die Tatsache, dass US-Präsident Trump mit derzeit 20 % Importzoll noch längst nicht bei den im Wahlkampf angekündigten „bis zu 60 %“ angelangt ist.

Insgesamt gibt es auch eineinhalb Monate nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten viele offene Fragen zur Wirtschafts- und Fiskalpolitik und besonders zu den Zöllen. Entsprechend schwierig ist es, die weiteren Entwicklungen und ihre Auswirkungen einzuschätzen. An den US-Aktienmärkten korrigierten die Kurse zuletzt, während sie auf den Anleihenmärkten stiegen. Parallel dazu haben die Märkte in kurzer Zeit wieder drei Zinssenkungen für das heurige Jahr eingepreist*, nachdem sie noch vor kurzem maximal eine oder gar keine Zinssenkung erwartet hatten. Im Gegenzug beginnt der US-Dollar etwas nachzugeben.

Schlüsselfaktor US-Dollar

Die Kursentwicklung der US-Währung (sowie der US-Staatsanleihenrenditen) ist seit jeher von großer Bedeutung für die Aktien und Anleihen der Schwellenländer. Historisch bedeutete ein starker US-Dollar meistensGegenwind für die Aktienmarktperformance in den Emerging Markets (Schwellenländer), während ein schwacher US-Dollar Rückenwind lieferte.

Aktuell ist der handelsgewichtete US-Dollarnahe seiner Allzeithochs undfundamental(gemessen an Kaufkraftparitäten) massiv überbewertet. Das spricht ebenso für einen künftig eher fallenden US-Dollar wie die Tatsache, dass in Trumps erster Amtszeit die US-Währung nicht lange nach dem Amtsantritt in einen Sinkflug überging. Trump dürfte mit einem fallenden US-Dollar seine volkswirtschaftlichen Vorhaben auch besser umsetzen können als mit einem starken und insofern sollte er ein gewisses Interesse an einer schwächeren US-Währung haben.

Dem steht allerdings entgegen, dass die Europäische Union, Großbritannien und Japan wohl noch auf absehbare Zeit beim Wirtschaftswachstum schlechter dastehen werden als die USA. In Summe spricht dennoch mehr für einen schwächeren US-Dollar in den kommenden 12 bis 24 Monaten als für einen stärkeren oder gleichbleibenden, was tendenziell für Schwellenländer-Investments positiv wäre.

Die Schwellenländer oder Emerging Markets (kurz EM) zeichnen sich durch eine hohe Wachstumsdynamik aus. Es gilt aber auch Risiken zu beachten.

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Schwellenländer-Ausblick bleibt gut

Generell sehen wir die Emerging Markets als recht widerstandsfähig gegenüber einem verschärften Handelskonflikt mit den USA, da die Abwärtsrisiken weitgehend bekannt sind und damit auch in hohem Maße eingepreist sein sollten. Dass die Aktienkurse beispielsweise in Mexiko und China auf die inzwischen verhängten neuen Zölle kaum noch negativ reagierten, kann man durchaus als Bestätigung dessen ansehen. Zudem könnten zumindest einige von Trumps handelspolitischen Maßnahmen auch schnell wieder aufgehoben werden, wenn es zu Einigungen mit den betroffenen Staaten kommt. Darüber hinaus gibt es in vielen Schwellenländern Spielraum für gegensteuernde Maßnahmen, insbesondere auf der Fiskalseite. Im Vergleich zu den entwickelten Märkten sieht die Wachstumsdynamik weiterhin vorteilhaft aus. Länder wie Mexiko, China, Taiwan, Südkorea, Thailand und Vietnam, die in hohem Ausmaß in die USA exportieren, könnten besonders stark von etwaigen neuen US-Importzöllen betroffen sein.

Indien: kurzfristig weiterhin vorsichtiger, langfristig optimistisch

Indien war in den vergangenen Jahren einer derstärksten asiatischen Aktienmärkte. In den letzten Wochen hat sich das geändert und das keinesfalls überraschend. Wir sehen kurzfristig bei den Aktienbewertungen trotz der jüngsten leichten Kursrückgänge noch immer sehr viel Positives und (zu) wenige Risiken eingepreist. Mittel- bis langfristig blicken wir aber weiterhin optimistisch auf den indischen Markt. Es wurden viele strukturelle Reformen durchgeführt, um die wirtschaftliche Entwicklung weiter zu unterstützen. Hinzu kommt eine noch immer vorteilhafte demografische Struktur. Die positive Grundstimmung in der Bevölkerung und bei den Unternehmen untermauert diese Zuversicht. Indien befindet sich derzeit in einem positiven Kreislauf, der sowohl Nachhaltigkeit als auch Wohlstand fördert – eine vielversprechende Mischung für verantwortungsbewusste Investitionen.

China: wirtschaftliche Erholung?

Wir erwarten weiterhin eine allmähliche Verbesserung der chinesischen Wirtschaft, die durch weitere fiskal- und geldpolitische Maßnahmen gestützt werden dürfte. Bei der Aktienauswahl bevorzugen wir nach wie vor Qualitätsunternehmen, die globale Marktführer sind und nur begrenzt vom US-Markt abhängen. Zudem favorisieren wir weiterhin chinesische Internetunternehmen mit hohen positiven Cashflows, die weniger anfällig für makroökonomische Schwankungen sind. Darüber hinaus setzen wir auch auf Titel, die von speziellen Handelsprogrammen profitieren sowie auf Sektoren, die bis auf Weiteres im Fokus der chinesischen Regierung stehen, etwa die Lokalisierung der Halbleiterproduktion.

Eskalierende geopolitische Spannungen und Konflikte waren in den letzten Jahren nicht förderlich für die Investitionsneigung in den Emerging Markets. Sollte es jedoch gelingen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, könnten die Risikoprämien für Schwellenländeraktien spürbar sinken, mit entsprechend positiver Wirkung auf die Aktienkurse, speziell auf den zentral- und osteuropäischen Märkten. Ob die sehr rasch erfolgten Initiativen der Trump-Administration zur Beendigung des Krieges Erfolg haben werden, bleibt natürlich abzuwarten. Positiv ist aber erst einmal, dass zumindest Bewegung in die festgefahrene Situation zu kommen scheint.

Schwellenländer-Märkte: Chancen, aber auch Risiken

Selbstverständlich bestehen auch etliche Risiken zu diesem Schwellenländer-Ausblick. Eine zu lockere Fiskalpolitik in den USA könnte zu Überhitzung und neuerlichem Inflationsanstieg führen. Das würde US-Dollar und US-Zinsen nach oben treiben und wäre damit negativ für Aktien und Anleihen der Schwellenländer. Eine US-Rezession stellt auch ein derzeit zwar wenig wahrscheinliches, aber trotzdem nicht völlig auszuschließendes Risiko dar, besonders falls Trump ernst mit Einsparungen und geringeren Budgetdefiziten macht. Geopolitisch bieten die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine zusätzliches Risikopotenzial, speziell wenn es zu neuerlichen Eskalationen kommen sollte.

*Eine "eingepreiste" Zinssenkung bedeutet, dass die Mehrheit der Kapitalmarktteilnehmer:innen bereits erwartet, dass die Zentralbank die Zinssätze senken wird. Diese Erwartung ist bereits in den aktuellen Preisen von Aktien, Anleihen und Währungen berücksichtigt.

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